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Traditionelles Frauenbild 2.0 - Das Mindset für mühelose Zusammenarbeit mit Männern

 

Wie arbeiten Frauen und Männer erfolgreich zusammen? Nach der #metoo-Debatte über sexuelle Übergriffe und Anzüglichkeiten ist diese Frage aktueller denn je. Sollten Frauen zu geschlechtsneutralen Professionals werden oder männliche Kommunikations- und Verhaltensweisen übernehmen, um im Berufsleben zu bestehen? Mentaltrainerin Gabriela Friedrich sagt „nein“. Frauen sind dann erfolgreich im Umgang mit Männern, wenn sie gerne Frau und sich ihrer weiblichen Stärke bewusst sind.

 

Dem Feminismus ist es gelungen, Frauen aus dem traditionellen Rollenbild heraus zu holen. Vorbei die Zeiten des Heimchens am Herd, der unterwürfigen Frau. Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit der Geschlechter werden immer selbstverständlicher. Doch aus den USA schwappt mittlerweile eine Ideologie in die deutsche Wirtschaftswelt, die Probleme bereitet: Frauen sollen im Business geschlechtslose Wesen werden (Komplimente für ihr Äußeres gelten als sexistisch) oder sie sind angehalten, männliche Verhaltensweisen zu übernehmen. Erinnern Sie sich noch, wie vor Jahren die damalige Yahoo-Chefin Marissa Mayer verbal gesteinigt wurde, weil sie sich für die VOGUE in einem engen Kleid ablichten ließ? Vor einigen Tagen erschien in der Zeitung DIE ZEIT der Artikel #OhneMich, in dem die Autorin Barbara Kuchler verurteilt, dass sich Frauen „als das schöne Geschlecht gerieren“. Schluss mit Make-up und körperbetonter Businesskleidung, es lebe die Geschlechterneutralität. Passend dazu empfehlen viele Businesstrainer, Frauen sollten männliches Auftreten und männliche Kommunikationsmuster übernehmen, um im Business ernst genommen zu werden. Doch tun diese Ratgeber Frauen damit wirklich einen Gefallen?

 

Der Kampf des Pseudo-Mannes

Marlene ist Mitte 30 und hat gerade erfahren, dass sie für die Leitung eines Teams von Ingenieuren vorgesehen ist. Diese Perspektive verursacht ihr ein flaues Gefühl im Magen. Wie soll sie sich ihren männlichen Kollegen gegenüber verhalten, damit man sie in der Führungsfunktion respektiert?

Lösung 1: Sie folgt dem Beispiel ihrer Kolleginnen. Diese treten streng, hart und eher männlich auch. Sie tragen Hosenanzüge, schauen immer sehr ernst und führen mit einer Mischung aus Sachlichkeit und verbaler Dominanz. Auf Kritik reagieren sie harsch – Männer würden es zickig nennen. Ihr Credo lautet: „Umgang mit Männern ist Kampf und als Frau muss ich stärker, besser und härter sein.“ Und genau dies erleben diese Frauen dann auch im Alltag: Männer kämpfen gegen sie, die Arbeit ist freudlos und anstrengend.

Kein Wunder, denn fragt man Männer nach ihrer Meinung, hört man immer das Gleiche: Männer fühlen sich mit Frauen unwohl, die sich aufführen wie ein Mann. Ja, die kompetente, selbstbewusste Kollegin steht hoch im Kurs, doch sollte sie bitte Frau bleiben. Tut sie dies nicht, gehen Männer mit der vermännlichten Frau, dem Pseudo-Mann, automatisch um wie mit einem Geschlechtsgenossen: ruppig und kompetitiv. 

Frausein ist wundervoll

Lösung 2: Ermutigt von Mentaltrainerin Gabriela Friedrich, entscheidet sich Marlene, ihr Frausein auch in ihrer Führungsrolle authentisch und mit Freude zu leben. Statt sich zu fragen, wie Frau heute sein sollte, überlegt sie: “Was ist eine Form des Weibseins, bei der ich mich erfüllt, glücklich und stark fühle?“ Nun ist Marlene in ihrer geschlechtlichen Essenz durch und durch feminin (dies ist nicht zwingend so, es gibt auch Frauen mit einer partiell männlichen oder neutralen Essenz). Also tritt Marlene die neue Position im schwingenden Kleid und mit offenen langen Haaren und lackierten Nägeln an. Ihren Mitarbeitern gegenüber ist sie bei aller Kompetenz und Professionalität zugewandt, liebenswürdig, charmant und strahlend.

 

Was passiert? Die Ingenieure behandeln sie nicht nur mit Respekt, sondern arbeiten mit Freude und großem Engagement für sie. Im Vergleich mit den anderen von Frauen geführten Teams sind bei Marlene nach wenigen Monaten Leistungsbereitschaft und Produktivität am höchsten.

 

Diese erstaunliche Wirkung echter, kraftvoller Weiblichkeit erfährt nicht nur Marlene. So gut wie alle Klientinnen von Gabriela Friedrich erleben, wie viel angenehmer, leichter und erfolgreicher die Zusammenarbeit mit Männern wird, sobald sie sich mit ihrer weiblichen Essenz verbinden und in ihrem Auftreten weicher werden. 

 

Der Ritter mit Smartphone

Woher kommt das? Es ist das Ergebnis unseres kulturellen Erbes und tief in der männlichen DNA verankert. Das traditionelle Frauenbild der untergeordneten Frau aus den 50er-Jahren, das wir als die zu überwindende weibliche Vergangenheit betrachten, ist nur eine Facette der Geschichte. Viel älter und machtvoller ist die kollektive Erinnerung an ein Weibsein, das die Männer ehrten. Minnesang und Ritterlichkeit waren Ausdruck des männlichen Bewusstseins für die ganz spezielle Qualität weiblicher Stärke, die anders als ihre eigene war, die sie magisch anzog und für die sie im Notfall bereit waren, ihr Leben zu opfern. Dies zeigt sich auch heutzutage noch im männlichen Verhalten. Erst kürzlich haben sich beim Massaker in Las Vegas Männer in den Kugelhagel gestürzt, um fremde Frauen mit ihrem eigenen Körper zu schützen. Und es ist eben diese Würdigung des Weiblichen, deretwegen Männer Frauen in den Mantel helfen, im Fahrstuhl den Vortritt lassen oder die Autotür aufhalten. Und vielleicht haben Sie es auch schon beobachtet, dass eine Frau mit ihrem Lächeln bei einem Mann mehr bewirken kann als mit allen PowerPoint-Präsentationen der Welt.

Es ist an der Zeit, dass Frauen sich auf den Wert ihres Weibseins besinnen und Männer sich ihre Ritterlichkeit bewahren – für eine produktive Arbeitswelt, in der das Miteinander Freude macht.