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Selbstsicherheit 2.0

Ein selbstsicheres Auftreten gilt als wichtiger Erfolgsfaktor für Unternehmer. Mentaltrainerin Gabriela Friedrich erklärt, warum Coolness out und Authentizität in ist und wie Sie in Sekundenschnelle überzeugender wirken können. 

 

Wer ist der erfolgreichste Musiker unserer Tage? Wer begeistert die Massen, spielt weltweit vor ausverkauften Hallen und verdient Millionen? Es ist Ed Sheeran, ein kleiner, zurückhaltender Rotschopf, der immer ein bisschen verstrubbelt aussieht, als sei er gerade erst aus dem Bett gestiegen. Sein Geheimnis – neben guter Musik und emotionalen Texten: Er präsentiert keine perfekte Fassade, sondern wirkt echt und nahbar. Genau damit baut er Brücken zu seinem Publikum, gewinnt die Herzen und verkauft seine Songs.

Was können Unternehmer von Ed Sheeran lernen? Menschlichkeit ist Trumpf! Authentizität wirkt sympathisch und macht erfolgreich, während Coolness dem Zeitgeist nicht mehr entspricht und eher trennt, statt das Miteinander zu erleichtern. 

 

Zeitgeist im Wandel: Das Ende der Coolness

Dies ließ sich kürzlich auf einer Hamburger Messe gut beobachten, als ein ehemaliger Top-Manager einen Vortrag hielt. Dieser Mann verkörperte noch das alte Ideal des emotionslosen, fachlich kompetenten Alpha-Mannes. Ja, er war außerordentlich selbstsicher. Seine Haltung, seine Stimme, seine Mimik sagten „ich bin toll, mich kann nichts erschüttern, ich habe immer alles im Griff“. Doch damit erreichte er die Messegäste nicht; es fehlten kleine Schwächen und ehrliches Gefühl, die aus einem Funktionsinhaber eine individuelle Persönlichkeit machen, mit der man eine Beziehung aufbauen kann. 

 

Weiterer Minuspunkt eines allzu selbstsicheren Gebarens: Das Gegenüber fühlt sich davon eventuell bedroht bzw. abgewertet, unterstellt Arroganz oder Narzissmus und reagiert mit Abwehr. Paradebeispiel hierfür ist die Reaktion der Öffentlichkeit auf Donald Trump. Doch nicht nur in den USA, sondern auch im deutschen Unternehmensalltag sind viele Chefs und Führungskräfte tunlichst bemüht, eine Fassade der Stärke, Fehlerlosigkeit und Unangreifbarkeit zu demonstrieren. Ein solcher Chef war auch Thomas M. (54) gewesen, Vorstandsvorsitzender eines norddeutschen Geldinstituts – bis er radikal umdachte. Ehrliche Selbstreflexion brachte ihn zu der Erkenntnis, dass seine Souveränität groß genug war, um mit Branchentraditionen zu brechen und die Vorstandsmaske fallen zu lassen. Ab diesem Tag erlebten ihn seine Mitarbeiter als authentischen Mann mit Gefühlen, der auch mal Fehler machte. Prompt fühlten sie sich ihm verbundener und arbeiteten engagierter. Und noch etwas Gutes hatte diese neue, wahrhaftigere Form von Selbstsicherheit: Die Energie, die M. bis dato hatte aufwenden müssen, um die perfekte Fassade aufrecht zu erhalten, konnte er jetzt für Wichtigeres konstruktiv nutzen.

 

Schüchternheit ist logisch 

Nicht jedem fällt der Schritt hin zu entspannter Selbstsicherheit so leicht wie Banker Thomas M., der hinter seiner Fassade über ein gesundes Selbstwertgefühl verfügte. Wer an sich zweifelt, schüchtern ist oder Hemmungen hat, seine Interessen zu vertreten, benötigt in der Regel professionelle Unterstützung. Wie einfach und schnell sich so manch Selbstwertdefizit in Souveränität und Durchsetzungsvermögen verwandeln lässt, beweist das Beispiel von Denny J. (32), Inhaber einer IT-Beratung. In einem Telefoncoaching forschten Mentaltrainerin Gabriela Friedrich und er zunächst gemeinsam nach möglichen Ursachen seines Problems und stießen auf drei ausschlaggebende Faktoren: Eine frühkindliche Erfahrung von Ohnmacht, eine Erfahrung von Unterlegenheit in Auseinandersetzungen aus der Schulzeit und den Glaubenssatz „wenn ich NEIN sage, hat man mich nicht mehr lieb“. Jede dieser Konditionierungen ließ sich innerhalb eines einzigen Coaching-Telefonats dank einer speziell hierfür von Gabriela Friedrich entwickelten Methode deaktivieren und durch ein Gefühl von Stärke und Selbstsicherheit ersetzen. Die Resultate folgten auf dem Fuße: Bereits am Tag nach der ersten Telefonsitzung machte sich Denny J. gegenüber seiner Freundin gerade, nach der zweiten Sitzung verwies er einen schwierigen Mitarbeiter klar in seine Schranken und nach der dritten Sitzung gelang es ihm mühelos, seine Forderungen gegenüber seinem Geschäftspartner durchzusetzen. Nein, er hatte nicht geübt, wie man souverän auftritt – er war es einfach. Ganz authentisch, weil er jetzt frei war von den Konditionierungen, die seine Unsicherheit hervorgerufen hatten. 

 

Auch wenn sich ein Unternehmer bei Vorträgen, Ansprachen oder Präsentationen unsicher fühlt, kann die Arbeit an den verborgenen Ursachen sofort sichtbare Veränderungen bewirken. Frank S. (56), Inhaber einer Firma für Landschaftsbau, bewies dies bei einem Auftritts-Workshop von Gabriela Friedrich. Bei seinem ersten Kurz-Vortrag vor den anderen Teilnehmern wirkte er übertrieben lustig und tänzelte herum. Woher diese Unsicherheit rührte, offenbarte sich bei einer näheren Betrachtung, für die Frank S. glücklicherweise mutig genug war. Denn es traten zwei Themen zutage: Massive Ablehnung bzw. Demütigung durch den Vater in der Kindheit und der tiefe Schmerz, von der leiblichen Mutter verstoßen worden zu sein. S. war nämlich ein Adoptivkind und hatte sich diesem Thema bisher nie gestellt. Beide Faktoren bearbeitete er mit Gabriele Friedrichs Hilfe, bis er frei war von belastenden oder einschränkenden Gedanken und Gefühlen, und hielt danach den nächsten Übungsvortrag vor der Gruppe. Alle staunten, denn plötzlich stand vor ihnen ein Mann wie ein Fels – ruhig, stabil, in sich ruhend, überzeugend. 

 

Solch eine schnelle Wandlung tritt ein, wenn Menschen bereit sind, sich mit der verborgenen Logik ihrer Gefühle und ihrer Unsicherheit auseinander zu setzen und sich schmerzhaften Emotionen zu stellen. Denn Schüchternheit oder geringe Selbstsicherheit hat immer gute Gründe – auch wenn sie manchmal zunächst unbewusst oder verdrängt sind.

 

Selbstsicherheit in Sekundenschnelle

Was tun, wenn keine Zeit für Tiefenarbeit bleibt? Glücklicherweise kennt Mentaltrainerin Gabriela Friedrich auch einige blitzschnell wirkende Tricks:

 

1. Power-Posen kurz vor einem wichtigen Auftritt: Bereits zweit Minuten in einer selbstbewussten Körperhaltung wirkten sich auf den Testosteronspiegel aus – der Mensch wirkt danach auf sein Gegenüber spürbar selbstsicherer. Es genügt, sich vor der Präsentation für einige Minuten zurück zu ziehen, z.B. in die Waschräume, und die Posen einzunehmen. 

“Hände in die Hüfte”: Hände in die Hüfte stemmen, Ellenbogen nach außen strecken, Brust raus und Kinn hoch. Diese Pose vermittelt „ich mach mich breit“ und signalisiert Überlegenheit. 

„Hände in den Nacken“: Dies ist die typische Chef-Pose. Die Arme sind hinter dem Kopf verschränkt, die Beine liegen entweder auf dem Tisch oder ein Bein ist abgestellt und das andere liegt mit dem Knöchel darauf.

„Sieger“: Die Arme V-förmig nach oben recken, Brust raus, Blick nach oben. 

2. Blickkontakt: Direkten Augenkontakt halten zu können, wirkt allgemein mit Selbstsicherheit assoziiert, denn Schüchterne neigen dazu, dem Blick ihres Gegenübers auszuweichen. Um souverän zu wirken, reicht es, auf die Nasenwurzel des Gesprächspartners zu schauen. Dies fällt leichter als der Blick in die Augen, hat jedoch die gleiche positive Wirkung.

3. Standfestigkeit: Wer bei einer Präsentation tänzelt oder auf den Füßen von vorne nach hinten kippelt, signalisiert Unsicherheit. Um dies zu verhindern und ruhiger zu stehen, hilft die Vorstellung, ein Baum zu sein mit Wurzeln, die tief in die Erde reichen. 

4. Wahrhaftigkeit: Unsicherheit öffentlich eingestehen – schon sinkt der Stress, weil dieser primär durch die Bemühungen entsteht, selbstsicherer zu wirken als man ist.