So schauen Sie hinter die Fassade Ihres Gegenübers
Wie erkennen Sie, ob Ihr Gegenüber integer ist bzw. ob Sie seinen Aussagen vertrauen können? Mentalcoach Gabriela Friedrich erklärt, welche Indikatoren bei der Einschätzung nützlich
sind.
Um sich im Leben zurechtzufinden und kluge Entscheidungen zu treffen, ist es hilfreich zu wissen, wem man vertrauen kann und wem nicht. Deshalb habe ich Ihnen einige Tipps zusammengestellt, um integre Persönlichkeiten von Lügnern oder Egomanen zu unterscheiden.
1. Achten Sie auf Ihr Bauchgefühl!
Wenn jemand einen anderen Menschen bewusst belügt oder etwas
Böses im Schilde führt, gibt es dafür meist subtile Anzeichen, auf die wir später bei der Körpersprache näher eingehen werden. Oder es gibt kleine Ungereimtheiten in seinen Aussagen. Unserem
Bewusstsein mögen diese Hinweise entgehen, doch unser Unterbewusstsein registriert sie oft und schlägt Alarm. „Da stimmt etwas nicht“ sagt Ihr Bauch, und Ihre innere Ampel steht auf Gelb oder gar
Rot. Bitte vertrauen Sie darauf!
2. Identifizieren Sie Ihre Einfallstore für Betrüger!
Damit Ihr Bauchgefühl, also Ihre Intuition, optimal auf Empfang geschaltet ist, sollten Sie Ihre eigenen
wahrnehmungsverzerrenden Einflussfaktoren erkennen und ausschalten. Wenn Sie beispielsweise unter finanziellem Druck stehen und Ihnen ein attraktiver Auftrag versprochen wird, ist Ihre
Aufmerksamkeit so stark auf das Geld gerichtet, dass die Warnsignale Ihrer Intuition von den lukrativen Aussichten überdeckt werden. Aus der Not heraus wollen Sie den wohlklingenden
Versprechungen glauben – und werden zum leichten Opfer.
3. Achten Sie auf manipulative Kommunikationsstrategien!
Bitte stellen Sie sich in Gesprächen immer mal wieder die Frage: „Versucht diese Person, bei mir starke Emotionen auszulösen?“ Denn eine stark emotional aufgeladene Kommunikation, sei es in
geschäftlichen Verhandlungen, in Werbung, Politik oder Medien, ist immer eine gezielte Manipulationsstrategie. Wer seine Botschaft nicht ruhig und sachlich präsentiert, sondern bewusst versucht,
bei Ihnen intensive Gefühle wie z. B. Angst, Schuld oder eine (moralische) Verpflichtung auszulösen, oft verbunden mit großer Dringlichkeit, will Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu bringen,
Dinge zu tun, die Sie bei klarem Verstand niemals tun würden, weil sie Ihren Interessen und Ihren Werten widersprechen. Denn er weiß: Je stärker das Gefühlszentrum in Ihrem Gehirn aktiviert ist,
desto inaktiver wird Ihr Frontalhirn, das für logisches Denken zuständig ist. Dabei bräuchte es doch gerade Gelassenheit und Klarheit, um Behauptungen auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen oder
sie in einen Kontext zu stellen, der sie relativiert. Eine weitere gängige Strategie von Manipulatoren ist es, mit einfachen, aber hochemotionalen Schemata von „den Guten“ und „den Bösen“ zu
arbeiten. Wo immer Sie dies sehen, will jemand Ihr Gehirn kapern, damit Sie nicht die Komplexität einer Situation sehen, sie differenziert betrachten und sich ihm eventuell widersetzen.
4. Überprüfen Sie die Kongruenz von Wort und Tat!
Was integre Persönlichkeiten auszeichnet, ist die Übereinstimmung von ihren Worten und Taten.
Lügner, Betrüger und Manipulatoren hingegen sind zwar oft wortgewaltig, tun aber selten, was sie predigen. Mit etwas Recherche können Sie solche Widersprüche aufdecken und sich vor Enttäuschungen
schützen.
5. Checken Sie die Erfolgsbilanz der Person!
Wenn Sie schon dabei sind, zu recherchieren, könnten Sie auch gleich in die Vergangenheit der
betreffenden Person eintauchen. Wie erfolgreich waren frühere Geschäftsbeziehungen für die damaligen Partner wirklich? Ihr Gesprächspartner mag Ihnen eine Erfolgsstory auftischen, aber überprüfen
Sie diese kritisch. Ich selbst habe durch Internetrecherchen schon viele Blender entlarvt und kann Ihnen nur wärmstens empfehlen, es mir gleich zu tun.
6. Beobachten Sie die Körpersprache!
Vielleicht haben Sie diesen Tipp schon an einer früheren Stelle in diesem Artikels erwartet; schließlich sind Hinweise auf
bestimmte Arm- oder Beinhaltungen, Blicke oder Kopfkratzen, die angeblich Lügen anzeigen, weit verbreitet. Diese Hinweise sind jedoch ohne die Kenntnis das Normalverhaltens einer Person wertlos.
Denn erst eine Abweichung von dieser individuellen Verhaltensnorm lässt Rückschlüsse zu. Schaut Ihnen Ihr Gesprächspartner beispielsweise sonst immer entspannt in die Augen oder gestikuliert beim
Sprechen mit einer Hand, sollten Sie misstrauisch werden, wenn er plötzlich Ihren Blick meidet, beidhändig fuchtelt oder seine Worte gar nicht mehr durch Gesten unterstreicht. Sie brauchen also
tatsächlich die Erfahrung anderer Begegnungen mit dieser Person, um zu wissen, welches Verhalten üblich ist.
7. Berücksichtigen Sie berufsgruppentypische psychische Störungen!
Psychisch gesunde und redliche Menschen vergessen, wie groß der Anteil von Menschen mit ausgeprägten narzisstischen, soziopathischen und psychopathischen Tendenzen mittlerweile ist. Viele dieser
Menschen wirken charismatisch, sind entscheidungsfreudig und üben gerne Macht aus, weshalb Sie sie beispielsweise in den Führungsetagen von Konzernen, Banken, Parteien, in der
Unterhaltungsbranche und in den sozialen Medien finden. Aber auch narzisstische Feuerwehrmänner, Anwälte und Chirurgen sind mir schon begegnet. Bitte seien Sie wachsam, damit Sie nicht zum Opfer
werden.