Von Huldigung und Hysterie
Bei der Diskussion über Auswirkungen der Digitalisierung auf den Menschen prallen oft Extrempositionen aufeinander. Auf der einen Seite die vehementen Digitalisierungs-Befürworter, auf der
anderen diejenigen, die nur die Gefahren sehen. Mentaltrainerin Gabriela Friedrich hat für Sie drei Tipps zusammengestellt, damit Sie und Ihre Kinder in einer digitalen Welt psychisch und
physisch gesund bleiben.
Lassen Sie es uns einmal in aller Deutlichkeit sagen: Wer sich mit Digitalisierung beschäftigt, ohne über umfassende Kenntnisse in Hirnforschung und Biophysik zu verfügen, handelt grob fahrlässig. Denn nur wenige Entwicklungen in Wirtschaft und Gesellschaft haben einen so vielfältigen Einfluss auf unsere körperliche und psychische Gesundheit wie unsere immer digitaler werdende Welt. Einige wichtige Wirkzusammenhänge und Lösungswege erfahren Sie hier:
Use it or lose it. Oder: Hirn ist, was man draus macht
Was passiert eigentlich in unserem Gehirn, wenn wir uns das Leben von digitalen Helfern erleichtern lassen? Wenn wir nur noch das Navi zur Orientierung nutzen, uns Telefonnummern nicht mehr merken, sondern sie im Telefon abspeichern, Übersetzungssoftware nutzen statt Sprachen zu lernen und unsere Kinder mit Tablet oder Smartphone ruhig stellen, statt mit ihnen zum Toben und Klettern in die Natur zu gehen? Ganz einfach: Wichtige Gehirnregionen verkümmern! Dies lässt sich über bildgebende Verfahren klar darstellen. So wie ein Muskel seine Kraft verliert, wenn er zur Untätigkeit verdammt ist, ist es auch mit unserem Gehirn - Bequemlichkeit rächt sich.
Deshalb lautet mein Tipp Nr. 1: Fordern und fördern Sie Ihr Gehirn bei jeder Gelegenheit!
Der bekannte Hirnforscher Gerald Hüther hat in seinem Buch „Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn“ beschrieben, auf welch vielfältige Art und Weise wir unser Hirn einsetzen sollten, um sein Leistungsvermögen zu entwickeln: Dazu gehört die Beschäftigung mit Musik und Kunst genauso wie mit Wissenschaft, verschiedene Sportarten für die Ausbildung der körperlichen Koordinationsfähigkeit, Kartenlesen oder markante Orte merken zur räumlichen Orientierung, Basteln und Schreiben mit der Hand für die Ausbildung jeglicher Feinmotorik, Auswendiglernen für das Gedächtnis, Sprachen lernen etc. Wer weiß, dass die Teile im Gehirn, die für Planung, das Lösen von Problemen und mental schwierige Aufgaben zuständig sind, bei mehrsprachigen Menschen wesentlich besser arbeiten als bei Menschen, die nur eine Sprache sprechen, wird gerne auf Übersetzungssoftware verzichten. Es gilt: Je unterschiedlicher die Anforderungen, desto breiter die Entwicklung des Hirnpotentials.
Doch der gesellschaftliche Trend geht in die andere Richtung; beispielsweise gibt es Überlegungen, das Erlernen der Schreibschrift in der Schule abzuschaffen und die Kinder direkt am Computer schreiben zu lassen. Dies hieße, die Kinder würden nicht mehr trainieren, die 30 Muskeln in der Hand präzise zu koordinieren und besäßen diese Fähigkeit auch später im Berufsleben nicht mehr. Die Folgen der Abkehr von der Handschrift: In Tests von Bildungsforschern hat sich gezeigt, dass viele Erstklässler nicht einmal in der Lage sind, eine handelsübliche Knetstange weich zu kneten oder feinere Schneideaufgaben zu machen. Ähnlich ist es bei Kindern, die viel Zeit mit Computerspielen verbringen, statt körperlich aktiv zu sein. Den Zusammenhang zwischen Motorik und Intelligenz haben Studien dokumentiert. Je mehr Reize das Gehirn zu verarbeiten hat, desto mehr Verbindungen muss es schalten. Wenn Ihnen die Hirnentwicklung Ihres Kindes am Herzen liegt, nehmen Sie ihm Smartphone oder Tablet aus der Hand und gehen Sie mit ihm in einen Waldklettergarten oder zum Toben in den Park. Nur so können im Gehirn die neuronalen Verbindungen entstehen, die für Fein- und Grobmotorik, gute Wahrnehmung, Reaktionsvermögen und Gleichgewichtssinn erforderlich sind.
Für Sie selbst gilt natürlich auch: Je mehr und je bunter die Herausforderungen sind, die Sie an Ihr Gehirn stellen, desto leistungsfähiger wird es. Ist das nicht ein Anreiz, immer mal auf digitale Helferlein zu verzichten und sich auf die Fähigkeiten unseres „eingebauten“ Hochleistungsrechners zu besinnen?
Strahlende Zeiten. Oder: Risikofaktor Elektrosmog
Wussten Sie, dass ein wesentlicher Teil der Zellkommunikation in unserem Körper über elektrische Feinströme geschieht? Dass jedes unserer Organe ein elektromagnetisches Feld unterschiedlicher Größe erzeugt? Und dass sich im menschlichen Gehirn Magnetitkristalle ähnlich denen nachweisen lassen, die Zugvögel nutzen, um sich bei ihren Reisen am Magnetfeld der Erde orientieren zu können? Vor diesem Hintergrund kommt man nicht umhin sich zu fragen, was wohl im Körper und im Gehirn passiert, wenn wir uns kontinuierlich in einem Feld künstlich erzeugter Strahlung bewegen, wobei insbesondere WLAN zunimmt. Schließlich möchte jeder in der Stadt, in der Bahn und an möglichst vielen anderen Orten komfortabel und preiswert surfen können. Dass es Folgen haben muss, ist unzweifelhaft. Der Sachverständige für Baubiologie und Umweltanalytik Wolfgang Maes stellte fest: „Seit über 25 Jahren ist nachgewiesen, dass diese Mobilfunkmikrowellen in biologische Abläufe eingreifen und unter anderem die Gehirnströme massiv verändern.“ Diese EEG-Effekte wurden erstmals vom Medizinphysiker Dr. Lebrecht von Klitzing entdeckt – bei einer Strahlungsintensität von „nur“ 1.000 Mikrowatt pro Quadratmeter. Viele weitere internationale Wissenschaftler bestätigten danach und bis heute seine Ergebnisse. Bei Smartphone-Telefonaten und auch beim Einsatz von WLAN ist mit einigen 10.000 bis 100.000 μW/m² und mehr zu rechnen.
Deshalb lautet mein Tipp Nr. 2: Reduzieren Sie Ihre Strahlenbelastung wo immer möglich!
Auch wenn es altmodisch wirkt – lieber das gute alte LAN-Kabel statt WLAN, oder wenigstens eine Nachtabschaltung für das WLAN und kein Smartphone im Schlafzimmer sind unkomplizierte, aber sinnvolle Maßnahmen. So sehr viele auch darüber fluchen, in einigen Landstrichen keinen Handy-Empfang zu haben – genau diese Oasen können Sie aufsuchen, um sich vom Elektrosmog zu erholen. Solange es sie noch gibt…
Adrenalinkick wider Willen. Oder: Der digitale Burn-out
Bereits im Jahr 2015 hat der Medizin-Nobelpreisträger Thomas Südhof vor zu viel Stress durch Smartphones gewarnt und einen Zusammenhang zwischen unseren digitalen Begleitern und Burn-out hergestellt. Mittlerweile ist eindeutig nachgewiesen, welche Auswirkungen die konstante nervliche Überreizung durch eingehende E-Mails, WhatsApp-Nachrichten und Anrufe hat. Bereits Kinder fühlen sich von diesem Bombardement gestresst und abgelenkt. Umso mehr gilt dies für Erwachsene, die beruflich 24/7 erreichbar sind und ständig aus der Konzentration auf ihre Tätigkeit von E-Mails oder anderen Nachrichten herausgerissen werden. Jedes „Pling“ einer eingegangenen E-Mail löst im Körper eine Adrenalinausschüttung aus. Im Laufe der Zeit wird daraus Dauerstress und die Nebennieren produzieren beständig in großen Mengen Cortisol, ein anderes Stresshormon. Seine Produktion erfordert eine große Menge an Mikronährstoffen – es entsteht also, falls keine Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden, auch noch ein Nährstoffdefizit. Hält der Dauerstress an, sind die Nebennieren irgendwann erschöpft – der echte Burn-out ist erreicht. Soweit muss es niemand kommen lassen.
Deshalb lautet mein Tipp Nr. 3: Sorgen Sie für ein störungsfreies Arbeiten und gönnen Sie sich digitale Auszeiten!
In einigen Unternehmen gehört es bereits zur Policy, nur noch zweimal täglich die eingehenden E-Mails zu lesen, was diese Firmen auch in Autoreplies kommunizieren. Das Ergebnis: Entspannte Mitarbeiter, die konzentriert an ihren Projekten arbeiten können. Andere schalten alle digitalen Devices um 20 Uhr ab oder verbringen regelmäßig Smartphone-freie Urlaube. Eigentlich ganz einfach – und so gesund!